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GAV im Anflug

Am 29. Juni 2012 entschieden die syndicom-Mitglieder bei Swisscom über den neuen Gesamtarbeitsvertrag. Dieser bringt deutlich verbesserte Gewerkschaftsrechte und materielle Verbesserungen für alle Swisscom-Angestellten. Für Swisscom IT Services und Cablex sind neu eigenständige GAV vorgesehen, was beiden Unternehmen gute Perspektiven für die Zukunft bietet.

 

Die Swisscom-Angestellten haben Grund zum Feiern. Das Ziel, bei der Weiterentwicklung des GAV nur Verbesserungen zu erzielen und keine Verschlechterungen in Kauf nehmen zu müssen, ist vollumfänglich erreicht worden. «Mit den deutlich verbesserten Gewerkschaftsrechten und den materiellen Verbesserungen setzen wir einen hohen Standard für die ganze Schweizer Sozialpartnerschaft», freut sich Giorgio Pardini, Leiter des Sektors Telecom/IT bei syndicom. Zentralsekretär Daniel Münger ergänzt: «Wir sind stolz darauf, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten einen bereits guten GAV noch zu verbessern.»


Perspektiven für die IT- und die Netzbau-Branche

Die Weiterentwicklung des GAV Swisscom ist eine Erfolgsgeschichte für den Sektor Telecom/IT von syndicom. Begonnen hat sie im Herbst 2009 mit der Bildung von thematisch gegliederten Arbeitsgruppen, zusammengesetzt aus Swisscom-Mitarbeitenden. Aus dieser Arbeit resultierte ein fundiertes Positionspapier. Im Herbst 2010 befassten sich Swisscom-Mitarbeitende zwei Tage lang mit den Forderungen. Im Frühjahr 2011 reichte syndicom den umfangreichen Forderungskatalog bei der Swisscom ein. Im Herbst 2011 begannen die Verhandlungen, die nun erfolgreich zu Ende geführt worden sind. Stimmen heute die syndicom-Mitglieder bei Swisscom dem Gesamtpaket zu, können ab dem 1. Januar 2013 rund 14 000 Swisscom-Angestellte von mehr Gewerkschaftsrechten und besseren Arbeitsbedingungen profitieren.

 

Kritische Stimmen zum neuen Vertragswerk sind noch von Mitarbeitenden von Swisscom IT Services (ITS) und von Cablex zu hören. Dies erstaunt nicht, ist doch das Vertrauen der Mitarbeitenden von ITS und Cablex in ihre Unternehmen in den letzten Jahren zum Teil strapaziert worden. Eigenständige GAV sind nötig geworden, weil sich beide Unternehmen in einem schwierigen Umfeld befinden. Ihre Branchen sind zwar nicht vergleichbar – die Perspektiven hingegen schon: Weder IT-Dienstleistungen noch der Netzbau gehören zum engeren Kerngeschäft von Swisscom.

 

Deshalb ist es ein wichtiges Anliegen von syndicom, neue Zukunftsperspektiven zu schaffen: die Regulierung der Arbeitsbedingungen in der IT- und der Netzbau-Branche. Integraler Bestandteil des GAV ITS wie des GAV Cablex ist der Sozialplan von Swisscom. Zudem werden weiterhin alle Angestellten von ITS und Cablex der Pensionskasse Complan angeschlossen sein. Die Verbesserungen vom neuen GAV Swisscom werden praktisch alle übernommen. Und verbessert wird nicht nur der GAV, sondern auch der Sozialplan: Er wird darauf ausgerichtet, die Arbeitsmarktfähigkeit der von Restrukturierung Betroffenen zu erhalten, was rechtzeitige Weiterbildung einschliesst.

 

Gewerkschaftliche Rechte

syndicom hat bei der Weiterentwicklung des GAV Swisscom den Fokus auf die Gewerkschaftsrechte gelegt. «Ohne ausreichende Gewerkschaftsrechte kann eine Sozialpartnerschaft nicht funktionieren», betont Giorgio Pardini. Das Verhandlungsresultat lässt sich sehen: Für Firmenvorstandssitzungen stehen neu pro Mitglied 10 Tage pro Jahr zur Verfügung (bisher 5 Tage), für Firmen- und Branchenkonferenzen neu 6 Tage (bisher 3) und für die gewerkschaftliche Aus- und Weiterbildung wie bisher 2 Tage pro Jahr. Zusätzlich werden die Informationsrechte von syndicom verbessert. Im GAV ITS wird der Gewerkschaftsurlaub 1:1 übernommen. Im GAV Cablex stehen für Firmenvorstandssitzungen statt 10 nur 7 Tage zur Verfügung; dafür können für die berufliche Weiterbildung 3 zusätzliche Tage beansprucht werden: «Wir hatten bisher nie 10 Firmenvorstandssitzungen pro Jahr», relativiert Daniel Münger. Münger betreut das Cablex-Dossier und hat sich zum Ziel gesetzt, die Arbeitsbedingungen in der Netzbau-Branche einheitlich zu regeln. «Auf der Basis des GAV Cablex und des GAV Saphir Group können wir uns nun mit allen wesentlichen Akteuren in der jungen Netzbau-Branche über einheitliche Arbeitsbedingungen unterhalten», führt er aus. Das Ziel von syndicom ist, Lohn- und Sozialdumping zu verhindern.

 

GAV mit Leuchtturm-Funktion

Zudem will syndicom, dass Swisscom auch in Zukunft in ihr Netzbauunternehmen Cablex investiert und damit allen Mitarbeitenden Zukunftsperspektiven bietet. «Mit unserer Zustimmung zu einem eigenständigen GAV Cablex schaffen wir die Grundlage für nachhaltige Investitionen in Cablex, womit wir die Arbeitsplätze langfristig sichern», ist Münger überzeugt. Ähnliches gilt für Swisscom IT Services. Dieser Swisscom-Zweig hat sich zu einem der grössten Schweizer IT-Dienstleister entwickelt. Weil IT-Dienste zunehmend ins nahe und ferne Ausland ausgelagert werden, kommen die Preise und damit auch die Löhne und Arbeitsbedingungen unter Druck. Es gilt nun also auch diese Branche zu regulieren, um Standards zu setzen und sie weiterzuentwickeln. «Der GAV ITS hat als erster GAV in der Schweizer IT-Branche eine Leuchtturm-Funktion und stellt damit eine hervorragende Grundlage für weitere GAV in der IT-Branche dar», sagt Giorgio Pardini. An den heutigen Firmenkonferenzen Swisscom Group, ITS und Cablex geht es für die Teilnehmenden also nicht nur um ihre eigenen Arbeitsbedingungen, sondern um eine Weichenstellung für den sozialen Fortschritt der Branchen als Ganzes.

 

Franz Schori, Fachsekretär im Sektor Telecom/IT

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