«Man gibt mir eine Rolle, aber nicht die nötigen Instrumente»
Als Angestellter von Swisscom in Lausanne stellt sich Emmanuel Garcia in diesem Herbst erneut zur Wahl für die Personalvertretung. Eine erste vierjährige Amtszeit hat der zweifache Familienvater, der in Montreux lebt, bereits hinter sich.
Emmanuel Garcia ist seit 2007 beim Blauen Riesen tätig. Früher im Backoffice angestellt, arbeitet er seit sechs Monaten als technischer Berater – immer in Lausanne. Mit dem Wechsel will sich der gebürtige Franzose weiterentwickeln und neue Aufgaben kennenlernen. Seit seinem EFZ als Detailhandelsangestellter führte ihn seine berufliche Laufbahn in verschiedene Unternehmen. Dank einer Stelle in der Deutschschweiz ist er heute zweisprachig. Der dreissigjährige Emmanuel Garcia ist vom gewerkschaftlichen Kampf überzeugt. Seit fünf Jahren ist er Mitglied bei syndicom.
syndicom: Wieso stellst du dich erneut als Kandidat für die Personalvertretung zur Verfügung?
Emmanuel Garcia: Ich finde es wichtig, dass wir uns weiterhin Gehör verschaffen. Auch wenn die Funktionsweise der Personalvertretungen bedauerlicherweise geändert wird. Die Vertretungen werden nicht mehr nach Sprachregionen, sondern nach Geschäftseinheiten von Swisscom zusammengesetzt – NIT, CBU, Endkunden … Mit dieser neuen Organisation werden wir in den Vertretungen faktisch viel weniger Personen sein. Meiner Meinung nach bringt die Arbeit nach Regionen mehr.
Was wird diese Anpassung mit sich bringen?
Bisher gab es auf 140 bis 150 Mitarbeitende rund eine Vertretung. In der Romandie waren wir deshalb ein Dutzend. Doch diese Zahl wird sich halbieren. Und gesamtschweizerisch werden wir über ein Viertel der Personen in den Vertretungen einbüssen. Ich dachte, dass wir nach der GAV-Erneuerung mehr Macht haben würden. Aber das Gegenteil ist der Fall. Wir Romands werden uns nicht mehr mit vielen Stimmen Gehör verschaffen und gemeinsam kämpfen können. Bestimmte Geschäftseinheiten werden beispielsweise nur noch durch eine Person vertreten sein. Wenn die dann nicht zweisprachig ist, wird es Kommunikationsprobleme geben. Seit vier Jahren waren wir in den Vertretungen eine Einheit, wir kannten uns. Mit der künftigen Zusammensetzung könnte es viele neue Mitglieder geben. Also werden wir Zeit aufwenden müssen, um uns zu treffen, uns kennenzulernen …
Swisscom ändert diese Organisation gleich nach dem Inkrafttreten des neuen Gesamtarbeitsvertrags, der durch syndicom und Transfair ausgehandelt wurde. Ist das für dich nicht wie ein Schlag ins Gesicht?
Schon etwas. Aber der GAV und die Personalvertretungen sind zwei ganz verschiedene Dinge. Mit dem neuen GAV haben wir schon viel erreicht. Ich glaube, dass wir nicht zu schnell vorgehen dürfen, wir müssen Schritt für Schritt machen.
Handkehrum überzeugen mich die vorgeschlagenen Varianten zur Bildung der Personalvertretungen nicht. Ich hätte mehr erwartet.
Es ist, als gäbe man mir eine Rolle, aber nicht die nötigen Instrumente, um sie auch auszufüllen. Dennoch stelle ich mich im Herbst zur Wahl und will sehen, wie es laufen wird. Wir müssen weiterhin dafür kämpfen, dass es in Zukunft möglichst wenige Restrukturierungen gibt. Wir wissen, dass dies in der Telecom-Branche unvermeidbar ist.
Gibt es dennoch positive Aspekte der neuen Regelung?
Ja, zum Beispiel werden mehr Stunden für die Arbeit in den PV gewährt. Für unsere Aufgabe als PersonalvertreterInnen, speziell für die monatlichen Vertretungssitzungen, können wir nun 10 Prozent des Arbeitspensums anstatt 7 Prozent als Freistellung geltend machen. Und die PräsidentInnen und VizepräsidentInnen sogar 20 Prozent.
Interview: Cécile Gavlak, freie Journalistin in der Romandie