syndicom: Herr Steimer, beschreiben Sie uns Ihr Geschäftsmodell …
Lukas Steimer: Ich kaufe Unternehmen ihre gebrauchten Computer ab und verkaufe diese weiter. Zusätzlich vertreibe ich auch neue Geräte aus Liquidationen sowie Demo- und Ausstellungsgeräte. Mein Hauptabsatzkanal ist der Onlineshop. Von meinem Lager- und Ladenlokal in Brig versende ich gebrauchte Computer in die ganze Schweiz.
Welchen Unternehmen kaufen Sie diese Computer ab?
Die Geräte stammen meist von Versicherungen, Finanzdienstleistern oder aus der Chemie-Industrie. Zu meiner Dienstleistung gehört neben der Datenlöschung auch die Anonymisierung der Geräte. So geben wir Referenzen nur auf Anfrage und mit Zustimmung der entsprechenden Unternehmen an.
Wer gehört zu Ihren Kundinnen und Kunden?
Privatpersonen, Unternehmen, Schulen und Vereine. Besonders gerne und eng arbeite ich mit Gewerkschaften, Hilfswerken und anderen sozialen und ökologischen Organisationen zusammen.
Wer stellt Ihre Pakete den Kundinnen und Kunden zu?
Die Schweizerische Post, obwohl diese teurer ist als ihre Konkurrenz. Aber schliesslich ist mir der Service public auch etwas wert. Deshalb leiste ich gerne einen ganz konkreten Beitrag an die Erhaltung unserer kleinen Poststellen.
Lässt sich denn mit gebrauchten Computern wirklich Geld verdienen? Die meisten wollen doch immer nur das Neueste …
Meine Kundschaft und ich profitieren von der Schnelllebigkeit des IT-Marktes. So wurde der grosse Abschreiber bereits von jemand anderem getragen, und der Endkunde profitiert von den tiefen Preisen für hochwertige Ware. Die Margen sind zwar klein, aber durch den Verkauf von grösseren Stückzahlen reicht mein Einkommen gut zum Leben. Meine Kundinnen und Kunden kaufen bewusst ökologisch ein oder verfügen nur über schmale Budgets für Computer.
Was ist denn ökologisch an gebrauchten Computern?
In Zeiten des Klimawandels sollte uns allen bewusst sein, dass die Herstellung eines Computers viel CO2 verursacht. Mit jedem zurückgegebenen und wiederverkauften Computer wird dessen Lebenszyklus verlängert und es werden weniger neue Computer produziert.
Achten Sie auch in anderen Bereichen auf die Umweltfreundlichkeit?
Ja, zum Beispiel beim Packungs- und Versandmaterial. Nach Möglichkeit verwenden wir für den Versand unserer Geräte altes Polstermaterial und Kartonschachteln von benachbarten Betrieben. Zudem arbeiten wir mit Speditionsfirmen zusammen, die unsere Waren grösstenteils auf Schienen transportieren.
Stimmt es, dass Sie der erste Segway-Besitzer im Oberwallis sind?
Vermutlich ja. Ich habe im Juni in den Ferien in Leipzig eine Stadtführung auf einem Segway mitgemacht und war begeistert davon. Ich stellte mir vor, künftig für kleine Besorgungen anstatt des Autos einen Segway zu benutzen, womit ich kein Benzin verbrauche und so das Klima schone. Zudem ist das Fahrzeug ein guter Werbeträger. Also habe ich mir einen Occasions-Segway angeschafft, meines Wissens der erste im Oberwallis mit Strassenzulassung.
Sie bieten auch Praktikumsplätze für IV-Rentnerinnen und -Rentner an, damit sie sich beruflich wieder eingliedern können. Lohnt sich das für Sie?
Ja, es lohnt sich auf jeden Fall auf der menschlichen Ebene; denn diese Leute sind sehr motiviert und brauchen unbedingt Berufserfahrung, Referenzen sowie den Wiedereinstieg in einen geregelten Tagesablauf, um eine feste Arbeitsstelle zu finden.
Warum stellen Sie denn niemanden fest an?
Das würde ich gerne. Aber bis jetzt fehlt das Budget dazu. Die Auftragslage variiert sehr stark. Manchmal habe ich genug Arbeit für drei Leute, aber manchmal habe ich alleine kaum genug zu tun. Zudem möchte ich weiterhin Praktikumsplätze anbieten können. Der Umsatz von budgetcomputer.ch muss also noch ziemlich steigen, damit ich den Fünfer und das Weggli haben kann …
Franz Schori, Fachsekretär Sektor Telecom/IT