50 Prozent der heutigen Jobs werden verschwinden
Am letzten Kongress des Gewerkschaftsbundes des Kantons Bern, dem auch syndicom angeschlossen ist, trat der renommierte ETH-Soziologie-Professor Dirk Helbing als Redner auf. Sein Spezialgebiet: die digitale Revolution.
Die Zukunft, die Helbing am Kongress beschrieb, sieht nicht gerade rosig aus. Einige wenige Unternehmensriesen – unter anderen auch die Swisscom – würden zukünftig Unmengen an Daten anhäufen, so der ETH-Professor. Dadurch gewinnen sie eine immer grössere Kontrolle über wirtschaftliche und gesellschaftliche Prozesse und immer mehr Macht über Individuen.
Die Hälfte der Jobs verschwinden
Diese Entwicklung werde aufgrund mangelnder Partizipation zu sozialen Konflikten und Massenarbeitslosigkeit führen. «Nach den gängigen Prognosen gehen in den nächsten 20 Jahren die Hälfte der heutigen Jobs verloren, nicht nur in der Industrie, sondern auch in der Dienstleistungsbranche», so Helbing. Und das halte er für durchaus plausibel, denn: «Es wird in Zukunft immer mehr Tätigkeiten geben, auch hochqualifizierte, die digital viel besser gelöst werden können als durch menschliche Arbeit.
Prozessorleistungen, Datenmengen und die Fähigkeiten digitaler Technologien wachsen exponentiell – und somit fast unvorstellbar schnell. Entscheidend wird die Frage sein, ob es uns gelingt, Jobs, die im zweiten und dritten Sektor verschwinden, durch neue Jobs im vierten, digitalen Sektor zu kompensieren.»
Mitsprache notwendig
In einer immer komplexer werdenden Gesellschaft mit wachsender Arbeitslosigkeit sei eine stärkere Partizipation aller Akteure, auch der Gewerkschaften, essenziell. «Wir sollten über neue Bildungsmöglichkeiten sprechen und darüber, wie die digitale Wirtschaft uns allen nützen kann.» (pp)