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«Vor allem die Jüngeren können sich nicht wehren»

Der Freiburger Pascal Wicht arbeitet seit 25 Jahren als Netzelektriker. Er mag seinen Beruf, warnt aber vor dem zunehmenden Stress auf den Baustellen. 

Auch im Zeitalter des Mobilfunks und des Satellitenfernsehens braucht es Fernmeldekabel. Es braucht sogar immer mehr davon. Zu den alten Kupferleitungen fürs Telefon kommen die Glasfaserleitungen für Telekommunikation, Fernsehen und Internet. Die Eisenbahn benötigt Kabel, der Staat und Privatfirmen lassen sie ebenfalls legen: für ihre ICT, die Informations- und Kommunikationstechnologie.

Diese Arbeit erledigen vor Ort die Netzelektriker. Sie ist allerdings nicht virtuell, wie die übermittelten Daten, sondern harte Realität, sagt der 55-jährige Freiburger Pascal Wicht. Der gelernte Schlosser montiert seit 25 Jahren Kabel. Zunächst war er in der Kreisdirektion der PTT angestellt, seit einigen Jahren arbeitet er für die Nachfolgefirma, die Cablex AG. «Heute ist schönes Wetter, aber wir steigen auch bei Regen und Schnee in die Schächte, dann ist es weniger angenehm.»

Arbeit unter Tag

In diesen Schächten hat Pascal Wicht regelmässig zu tun. Sie befinden sich unter den gusseisernen Dolendeckeln mit der Aufschrift TT: unter Strassen, Plätzen und Trottoirs. Es sind enge Keller. Nach Regenwetter sind manche mit Wasser gefüllt, dann muss Pascal Wicht sie auspumpen, bevor er auf der Leiter hinuntersteigt, nasse Füsse gibt es manchmal trotzdem.

Diese Arbeit wird aus Sicherheitsgründen immer zu zweit ausgeführt, erklärt der Romand. Im Schacht können sich giftige Dämpfe aus dem Stadtgasnetz anreichern. Deshalb misst der Monteur mit einem Spezialgerät zuerst die Gaswerte. Sind sie zu hoch, setzt er das Absaugegerät in Betrieb, das er in seinem Firmenauto mitführt. Der Ventilator kommt auch zum Einsatz, wenn er sich an den dicken Bleimuffen zu schaffen macht, die zum Verspleissen der Kupferkabel dienen. Ihre Anzahl nimmt zwar ab, doch verschwunden sind sie noch lange nicht.

Der Schacht ist die Nahtstelle für die verschiedenen Kabel. Sie laufen hier zusammen und werden von den Netzelektrikern zusammengefügt und gewartet. Während die Montage der schweren Kupferkabel unten im Schacht erfolgt, können die leichteren Glasfaserleitungen ans Tageslicht gehisst und dort verschweisst werden. «Das erleichtert die Arbeit», sagt Wicht. Die Netzelektriker bei Cablex seien inzwischen mit den nötigen Arbeitsgeräten ausgerüstet, findet er. «Aber man muss sie auch benutzen und den Kopf bei der Sache haben.»

Die heutige Mentalität

Pascal Wicht ist ein aktives Mitglied von syndicom. Er sagt seine Meinung, wenn ihm etwas missfällt. So macht er Vorbehalte gegenüber der neuen Spesenregelung, die ihn nicht überzeugt (siehe Interview rechts mit Daniel Münger). Seinen Beruf mag er aber immer noch; er erachtet auch den Lohn als «ziemlich korrekt». Gewisse Entwicklungen geben ihm jedoch zu denken, vor allem der zunehmende Zeitdruck. Die Termine zum Ausführen eines bestimmten Auftrags würden immer knapper: «Die Arbeit muss schon erledigt sein, bevor die Baustelle eröffnet ist», meint er ironisch. Pascal Wicht, der seinen Kopf mit einer Mütze schützt, ist ein alter Hase. Er grenzt sich wenn nötig ab. Andere, denen das weniger leicht fällt, stehen nach seiner Meinung unter einem «enormen Stress». Das sei nicht nur bei Cablex so, sondern überall auf dem Bau: «C’est un état d’esprit», die heutige Mentalität.

Vor allem den jüngeren Mitarbeitern, die noch um ihre Stellung kämpfen, rät er, auch mal Nein zu sagen. «Man muss richtig einschätzen, was man zu leisten vermag.» Wicht erwähnt den Fall eines Kollegen, der oft bis um sieben Uhr am Abend arbeitete und hunderte von Überstunden anhäufte, bis er ein Burnout erlitt. Die Leute müssten lernen, Verantwortung gegenüber sich selbst zu übernehmen. Sonst arbeiteten sie «comme des dingues», wie gestört, nur um eines Tages festzustellen, dass sie das Wichtigste verpasst haben: das Zusammensein mit der Frau, den Kindern. Es sei aber auch an den Vorgesetzten, die Zahl der Überstunden zu begrenzen.

Kabel für die Überwachung

Pascal Wicht öffnet einen der unscheinbaren Schränke, die am Strassenrand stehen. Darin sind Kassettenreihen mit dünnen farbigen Drähten zu sehen. Es sind die Telefon- und Fernsehleitungen, die von hier aus zu den Endkunden abzweigen: für die letzte Meile. Die Montage dieser Kassetten und Kabel ist eine weitere Aufgabe des Netzelektrikers.

Heute ist Pascal Wicht allerdings auf der Poya­brücke über die Saane bei Freiburg beschäftigt, die im Oktober eröffnet wird. Der Cablex-Angestellte sorgt dafür, dass die Kabel der Überwachungskameras rechtzeitig und richtig zusammengefügt werden. Laut der Vorgabe hat er dafür eine Woche Zeit, aber nach seiner Erfahrung sind zwei Wochen nötig, um die Arbeit sauber auszuführen.

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