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Schutzengel der Lüfte

Täglich durchkreuzen 26 000 Flugzeuge den europäischen Himmel. 3150 davon werden von Skyguide durch den Schweizer Luftraum geführt. Bei einem Besuch in Genf erhielt die Redaktion Einblick in den Arbeitsalltag der Skyguide-Mitarbeitenden und in die Problematik der Luftraumsicherheit. syndicom verhandelt gegenwärtig mit Skyguide die Erneuerung des GAV. 

 

Eine sichere, flüssige und wirtschaftliche Abwicklung des Flugverkehrs im schweizerischen und im angrenzenden Luftraum – diesen Auftrag hat Sky­guide, ein nicht gewinnorientiertes privates Unternehmen im Mehrheitsbesitz des Bundes. Jährlich überwachen 1400 Personen über 1,1 Millionen Flüge an 14 Standorten, hauptsächlich in Genf und Kloten/Dübendorf. Die Bewirtschaftung des engen Luftraums über der Schweiz, in dem sich die bedeutendsten Verkehrs­ströme Europas kreuzen, ist besonders komplex. Jeder Punkt auf den Kontrollbildschirmen steht für 200 bis 300 Personen, für welche die Sky­guide-Mitarbeitenden verantwortlich sind.

Überwachung von 250 Flugzeugen gleichzeitig

Der Zutritt zu Skyguide ist nach dem Zwiebelschalenprinzip aufgebaut und streng gesichert. Zum Herzen des Flugsicherungsbetriebs – den Technik- und Kontrollräumen – dringt man erst vor, nachdem man verschiedene Schleusen passiert hat.

In Genf ist nur ein kleiner Teil des Personals, das für sichere An- und Abflüge sorgt, direkt im Kontrollturm beschäftigt. Der Grossteil der Mitarbeitenden von Skyguide arbeitet in einem nur einige Kabellängen entfernten anderen Gebäude: Sie koordinieren den Weiterflug gestarteter Flugzeuge und die Überflüge über die Schweiz.

Daniel Ferretti, Vertreter der Sektion Flugsicherung und Mitglied von syndicom, führt uns durch diese Räume, die er wie seine Westentasche kennt. Im Erdgeschoss befinden sich die technischen Anlagen – über 60 Informatiksysteme, die für die Flugsicherung benötigt werden. In den Reihen mit Serverschränken blinken unzählige kleine Lichter in verschiedenen Farben.

Seinen Beruf, den er schon vor dem Informatikzeitalter ausgeübt hat, kennt Ferretti von Grund auf . «Meine Aufgabe? Ich muss wissen, ob die 60 Systeme funktionieren, und im Problemfall umschalten und neu starten. Man muss die Interaktionen zwischen den Systemen kennen und den Kontrollraum-Verantwortlichen bei Pannen richtig beraten. Am schwierigsten aber ist es, die Reparaturzeit abzuschätzen!» Daniel Ferrettis Arbeitsplatz liegt im ersten Stock, im Kontrollraum, wo die Geräte und Anlagen nach den verschiedenen Flugebenen gruppiert sind. «Durchschnittlich befinden sich 15 bis 25 Flugzeuge in einem Sektor. Es gibt 10 Sektoren. In Genf werden also von maximal 18 Personen manchmal gleichzeitig bis zu 250 Flugzeuge kontrolliert», erklärt Ferretti.

aufgeschlossene unternehmenskultur

Um diese komplexe Aufgabe bewältigen zu können, müssen die hoch qualifizierten Mitarbeitenden unter guten Bedingungen arbeiten können. «Skyguide legt grossen Wert auf das körperliche und geistige Wohlbefinden der Angestellten. Gute Arbeitsbedingungen sorgen für engagierte und motivierte Mitarbeitende», sagt der Kommunikationsverantwortliche Roger Gaberell. «Deshalb unterstützen wir die Personalentwicklung, bieten vorteilhafte Arbeitsbedingungen und fördern die Gesundheit und flexible Arbeitsformen.» «87 Prozent der Skyguide-Mitarbeitenden sind mit ihrem Beruf zufrieden, insbesondere auch mit dem Arbeits­inhalt. Dieses Ergebnis einer kürzlich durchgeführten Personalbefragung zeigt, dass bei uns ein gutes Klima herrscht», sagt Roger Gaberell weiter. Es gibt kaum Personalwechsel (rund 2 Prozent), das Dienstalter liegt bei durchschnittlich 13 Jahren. Zur Bindung der Mitarbeitenden, deren Ausbildung relativ teuer ist, bietet das Unternehmen sehr gute Löhne, Ruhezeiten nach dem Pikettdienst, Weiterbildungen, Aufstiegsmöglichkeiten und eine gute Pensionskasse. «Wir setzen uns auch für eine offene Unternehmenskultur ein. Wenn es einem Mitarbeitenden nicht gut geht, wenn er einen Fehler gemacht hat oder ein Problem feststellt, kann er dies angstfrei melden. Wir nehmen das Anliegen ernst und reagieren darauf, ohne dass er um seine Stelle fürchten muss», erklärt Gaberell.

Skyguide legt besonderen Wert auf die Sozialpartnerschaft. Regelmässig finden Treffen mit den Gewerkschaften statt, vor allem in den GAV-Kommissionen. «Es funktioniert sehr gut mit syndicom», meint Roger Gaberell. Die Verhandlungen über die Erneuerung des GAV für März 2016 verlaufen in einem konstruktiven Klima, bestätigt Ferretti. «Skyguide ist ein guter Arbeitgeber, auch dank der Arbeit und Kooperation mit syndicom. Es ist wichtig, dass sich unsere Angestellten bei einem so verlässlichen Sozialpartner engagieren», sagt Gaberell.

Schwarze Wolken sind angekündigt

In den kommenden Jahren könnte die Schweizer Flugsicherung aber verschiedene Herausforderungen zu bewältigen haben, mit dem Konzept des einheitlichen europäischen Luftraums (Single European Sky), in das die Schweiz und Skyguide über die bilateralen Verträge eingebunden sind. Die Europäische Kommission will den Flugverkehr in Europa besser organisieren. Seit 2006 beteiligt sich die Schweiz zusammen mit Deutschland, Belgien, Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden am Projekt FABEC, um einen gemeinsamen funktionalen Luftraumblock zu schaffen. Für Daniel Ferretti handelt es sich um eine «rein finanzielle Logik, die nichts mit der Luftfahrt zu tun hat». Über die Leistungskriterien für die nächste Periode (2015 bis 2019), die noch verhandelt werden, wurde in ganz Europa heftig debattiert. «In den GAV-Verhandlungen wird man diese europäischen Normen zur Senkung der Kosten bei den Löhnen, die heute automatisch und unabhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung ansteigen, berücksichtigen müssen», sagt Roger Gaberell. «Zusammen mit den Sozialpartnern werden wir zufriedenstellende Lösungen für alle finden.»

Die Einführung eines virtuellen Zentrums soll dabei helfen. Dieses soll die Arbeitsinstrumente und -methoden in Genf und Zürich modernisieren. «Durch die schrittweise virtuelle Fusion der beiden Standorte wird es unter anderem möglich sein, die Sicherheit, Flexibilität und Produktivität der Flug­sicherung zu verbessern», meint Gaberell. Daraus sollten sich Einsparungen, aber auch Investitionen ergeben. «Diese Einsparungen werden erst langfristig möglich sein. Denn es wird eine äusserst komplexe Aufgabe, eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen den beiden Zentren herzustellen. Dazu wird es mehr Personal brauchen», so Ferretti. «Das gibt allen Mitarbeitenden ein Ziel und verhindert einen Kampf zwischen Genf und Zürich. Es ist ein gemeinsames Projekt. Für den Betrieb ist das unbezahlbar.»

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