Post schlägt Nullrunde vor
Die diesjährige Lohnrunde bei der Post verläuft ergebnislos. Die Sozialpartner konnten sich nicht auf Lohnmassnahmen für die Angestellten einigen. Entsprechend wird nun eine Schlichtungskommission angerufen. Die Gewerkschaft syndicom sowie der Personalverband transfair sind enttäuscht vom gelben Riesen.
Die Angestellten der Schweizerischen Post AG sahen sich 2020 mit einem turbulenten Jahr konfrontiert. Sie bewältigten noch nie dagewesene Paketvolumen. Sie setzten sich trotz Lockdown tagtäglich dem Corona-Risiko aus, um die Grundversorgung der Schweiz sicherzustellen. Es gab keinen Zweifel, die Post-Angestellten sind «systemrelevant». Ihr Einsatz wurde von der Bevölkerung mit Applaus gewürdigt. Doch Applaus allein reicht nicht aus, der symbolischen Dankbarkeit müssen auch Taten folgen. Nur die Post-Verantwortlichen sehen das anders: Sie wollen ihren Angestellten keine Lohnerhöhung für diese ausserordentliche Leistung gewähren. Aus Sicht der Arbeitnehmer*innen-Vertretungen ist das eine Enttäuschung, die Unzufriedenheit ist gross.
Wertschätzung geht anders
Die Sozialpartner wurden sich in den Lohnverhandlungen nicht einig. syndicom und transfair sind weit von ihren Forderungen abgerückt und der Post bedeutend entgegengekommen. Doch die Post beharrt auf dem absoluten Minimum, das sie gemäss Gesamtarbeitsvertrag (GAV) ohnehin schuldet. Das sind 0,4 Prozent der Lohnsumme, die im GAV als Ersatz des vor Jahren abgeschafften «Erfahrungsanstiegs» verankert sind. René Fürst, Branchenleiter Post/Logistik bei transfair, hält ernüchtert fest: «Diese 0,4 Prozent der Lohnsumme sind keine Lohnerhöhung; sie sind eher eine Verpflichtung, die den Post-Angestellten in der Regel zusteht.» Nach Einschätzung von syndicom und transfair ist das alles andere als ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber der ausserordentlichen Leistung der Angestellten. Matteo Antonini, Leiter Sektor Logistik von syndicom, bringt es auf den Punkt: «Das Ergebnis der Lohnverhandlungen ist de facto eine Nullrunde für die Angestellten.»
Applaus reicht nicht
Der GAV sieht bei einer Nichteinigung in Lohnverhandlungen die Anrufung einer paritätischen Schlichtungskommission vor – und genau das wird nun geschehen. syndicom und transfair bedauern, dass es nun in ein aufwändiges Schlichtungsverfahren geht. Dieses Geld hätten die Sozialpartner lieber in Lohnmassnahmen für das Post-Personal investiert. Den Post-Angestellten bleibt die Anerkennung der Bevölkerung für ihre essenziellen Dienste während der Corona-Pandemie – doch die Enttäuschung bleibt, denn mit Applaus können keine Rechnungen beglichen werden. Und fehlende Wertschätzung drückt bekannterweise auf die Motivation.