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Ein symbolisches Ende für das «Berner Modell»

Die Journalist*innen von «BZ» und «Bund» im Kampf gegen Einheitsbrei und Personalabbau

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Die Belegschaft der beiden Tageszeitungen «Bund» und «BZ» setzte heute mit einer lautstarken Protestaktion ein Zeichen gegen den Abbau von rund 20 Vollzeitstellen und gegen die vollständige Zusammenlegung ihrer Redaktionen. Für die Mediengewerkschaft syndicom ist klar: Mit dem Ende des «Berner Modells» und dem drohenden Wegfall jeder dritten Stelle bei den beiden Zeitungen positioniert sich Tamedia nicht nur erneut als unverantwortliche Arbeitgeberin, sondern verliert auch an journalistischer Glaubwürdigkeit.

Um 11:30 Uhr versammelte sich die Tamedia-Belegschaft vor dem Redaktionsgebäude in Bern, um das Ende des sogenannten «Berner Modells» zu markieren. Das Modell – zwei konkurrierende Tageszeitungen unter einem Verlagsdach – existiert seit 2003 und wird mit der im Oktober 2021 geplanten vollständigen Fusion der Redaktionen von «Bund» und «BZ» Geschichte sein. Als Teil der Aktion wurde ein Holzhaus, welches dieses «Berner Modell» symbolisiert, mit einer Motorsäge in zwei Teile zerlegt – in zwei «halbe Sachen».

«Keine halben Sachen»

«Keine halben Sachen!» Unter diesem Titel veröffentlichte die Belegschaft Anfang April bereits ein Manifest, in dem der Stellenabbau, die Fusion der Redaktionen und der nach wie vor fehlende Sozialplan kritisiert wurde (www.keinehalbensachen.ch). Bisher haben sich rund 1'000 Personen aus der Öffentlichkeit mit der Belegschaft solidarisiert.

Mit der heutigen Aktion gingen die Angestellten nun erstmals auch physisch an die Öffentlichkeit. Mehrere Exponentinnen und Exponenten ergriffen während der Aktion das Wort und sprachen sich für die Minimierung des Personalabbaus, mehr Transparenz von Seiten der Chefredaktionen sowie einen guten Sozialplan aus.

Nach der symbolischen Zerteilung des «Berner Modells» wurde an der Fassade des Redaktionsgebäudes ein Transparent mit der Aufschrift «Keine halben Sachen!» entrollt. Zum Ende der Aktion wurden die Anwesenden mit halben Sandwiches verköstigt.

Das Ende des «Berner Modells» als Präzedenzfall

Die Leiterin des Sektors Medien von syndicom, Stephanie Vonarburg, betont, dass der geplante Abbau in Bern in Zusammenhang mit dem schweizweiten 70-Millionen-Franken-Sparpaket von Tamedia betrachtet werden muss: «Es ist fraglich, ob mit dem fortwährenden Abbau von journalistischer Leistung das Versprechen von Verleger Pietro Supino noch eingehalten werden kann, wonach der Journalismus im Zentrum des Geschäftsmodells von Tamedia stehe.»

Die Gewerkschaft syndicom setzt sich seit Jahren gegen die rendite-getriebene Strategie des Tamedia-Konzerns ein. Und Vonarbug stellt klar: «Die Belegschaft kann auch weiterhin auf die volle gewerkschaftliche Unterstützung zählen.» Weitere Aktionen für die kommenden Wochen sind bereits in Planung.
 

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